Montag, 18. Februar 2013

Die Welt geht nicht unter

Feministisches Erklärbär-Dasein ist anstrengend. Verständnis und Empathie bewahren, weil mein Gegenüber von dieser Gesellschaft geprägt und sozialisiert und als Privilegierter viele Diskriminierungserfahrungen eben nicht gemacht hat, ist verdammt schwer. Die männerdominierte und wenig kritische deutsche Mainstreampresse tut das Restliche dazu.

Das ich überhaupt versuche den Erklärbär zu machen und weitestgehend nicht auf persönliche Angriffe eingehe, liegt auch nur daran, dass ich selbst privilegiert bin und ein bißchen Glück hatte. Weiß, bürgerlicher Familienbackground, gute Schulbildung, in Deutschland lebend und mit großer Klappe ausgestattet, habe ich es nicht wirklich schwer. Die erlebten Verletzungen und Diskriminierungen halten sich in Grenzen (Glück und Privilegien!) und machen mich nur selten sprach-los.

Aber kann man das von allen *Frauen erwarten?

Der Gegenüber weiß doch nicht welche Gewalterfahrungen und Diskriminierungen die Andere erfahren hat? Gewalterfahrungen führen oft zu Sprachlosigkeit, weil Themen nun mal das Erlebte wideraufleben lassen- triggern. Da kann mann doch nicht immer eine nüchterne, sachliche Auseinandersetzung verlangen, wenn selbst keinen Deut Verständnis und Einigkeit über die herrschende Benachteiligung und Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen besteht!

Argumente-Endlosschleife


Nicht wütend werden (das Ton-Argument)
Es gibt Wichtigeres auf der Welt ( sei froh das du nicht in Indien lebst)
Du siehst die Zusammenhänge nicht ( ich definiere was wahr oder falsch ist)
...und weitere immer widerkehrende Argumente und die Stellungnahmen dazu ( engl.).

Diskriminierende, sexistische Strukturen die nicht wahrgenommen werden (wollen), machen nun mal wütend! Das Schlimmste ist, für eine wirklich konstruktive Auseinandersetzung besteht meistens gar kein BEDARF. Oder warum höre ich so gut wie nie die Fragen:

Was findest du daran ungerecht/ sexistisch/ diskriminierend?
Warum ist es verletzend?
Was könnte man tun/ ändern damit .... ?

Es wird nicht hinterfragt, es wird nur die eigene Position mit einer unglaublichen Vehemenz verteidigt "Alles ist super, reg dich nicht auf". Warum so vehement, wenn doch eh nur der Status Quo verteidigt wird? Könnte Der- oder Diejenige sich nicht entspannt zurücklehnen und sagen "Es ist so wie es ist und mir gefällt das." Wovon wollen die einen überzeugen? 

Du wirst nicht benachteiligt. 
Das ist keine Diskriminierung.
Das ist nicht sexistisch. 
Das ist nur deine Einschätzung. 
Du hast nur keinen Humor.

Are u fucking kidding me? Privilegierte weiße Männer ( und manche Frauen), von denen ich hauptsächlich diese Argumente höre, sollten doch mal ein wenig ihre Privilegien hinterfragen und überlegen, ob der Status Quo es wert ist verteidigt zu werden, wenn eben nicht alle davon profitieren! Interessant dazu: der Unterschied von weiblichen 'Privilegien' und männlichen Privilegien.


Privilegien funktionieren nur auf Kosten Anderer


Die Welt geht nicht unter wenn du
  1. Keine frauenverachtenden Witze mehr machst ( oder über sie lachst )
  2. zunächst fragst, was ist daran für den Anderen sexistisch/diskriminierend? 
  3. Erst mal zuhörst
  4. Frauen nicht immer auf ihr Frau-Sein reduzierst (Sprüche wie sexy Beine, etc.)
  5. Männer nicht auf das Klischee-Mannsein reduzierst (stark, unemotional)
  6. Sprachlich Frauen und Trans sichtbar machst (Binnen-I oder andere Konzepte)
  7. Dir die Erlaubnis für dein Handeln abholst ( Konsens: darf ich dich küssen, berühren etc.)
Nein im Gegenteil, die Welt wird für mindestens die Hälfte ihrer BewohnerInnen erträglicher, schöner und respektvoller und davon profitieren dann alle.

 
Glossar (feministische) Fachbegriffe

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